Veranstaltung: | 92. Bundesversammlung 2024 - Anträge |
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Antragsteller*in: | Anne Raderschall (Delegierte Jungpfadfinderstufe), Katrin Bock (Delegierte Pfadfinderstufe) |
Status: | Überweisung (in HA) |
Eingereicht: | 08.05.2024, 15:25 |
IA03: Prüfung der Entwicklung und Aufnahme des Moduls „Erste Hilfe bei psychischen Störungen und Krisen“ durch die Bundesleitung
Titel:
Die 92. Bundesversammlung möge beschließen:
Die Bundesleitung soll die Aufnahme eines optionalen Modulbausteins „Erste Hilfe
bei psychischen Störungen und Krisen“ in die Modulausbildung der DPSG prüfen.
Die Bundesleitung wird damit beauftragt, bis spätestens zur Bundesversammlung
2026 die Erstellung eines Konzeptes für ein solches Modul zu initiieren. Im
Rahmen des Berichts zur Bundesversammlung 2026 soll über den aktuellen Stand
informiert werden.
Um eine möglichst fundierten Modulbaustein zu entwickeln, soll das Konzept
gemeinsam mit Fachleuten erarbeitet werden, zum Beispiel Kinder- und
Jugendtherapeut*innen oder Pädagog*innen.
Bei der Beratung über die inhaltliche Konzeptionierung des Modulbausteins
sollten unteranderem folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Was sind Grenzen des ehrenamtlichen Engagements dabei, insbesondere im
Hinblick auf Diagnose und Therapie?
Begründung:
Im Jahr 2021 entfielen 19 % der stationären Krankenhausbehandlungen bei 10- bis 17-Jährigen auf Diagnosen, die zu psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen zählen. Die Daten des Statistischen Bundesamtes verdeutlichen, dass derartige Erkrankungen die häufigsten Gründe für Krankenhausaufenthalte in dieser Altersgruppe darstellen – sogar vor Verletzungen und Vergiftungen. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen ab 18 Jahren machen
solche Diagnosen nur 6 % der Krankenhausbehandlungen aus.
(https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_N042_231.html;
Zuletzt abgerufen am 21.03.2024)
Das gesellschaftliche Bewusstsein für psychische Erkrankungen und Krisen nimmt zu, besonders in Hinblick auf die Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche während der Covid-19-Pandemie und aktuellen Krisen in der Welt konfrontiert waren und sind. Ein Bewusstsein für psychische Erkrankungen garantiert jedoch nicht das Wissen um den angemessenen Umgang in akuten Situationen.
Auch in pfadfinderischen Kontexten sind Situationen im Zusammenhang mit psychischen Störungen und Krisen möglich. Diese können Leiter*innen in besonderer Weise fordern und gelegentlich überfordern. Wenn in einer Gruppenstunde eine Jugendliche Suizidgedanken andeutet, im Zeltlager ein Kind das Essen verweigert, oder bei einem Ausflug ein Mitleiter eine Panikattacke hat – wie kann man reagieren?
Seit vielen Jahren sind Erste-Hilfe-Kurse etabliert und gefordert. Wer einen Führerschein machen will – oder in der DPSG seine Woodbadge-Ausbildung abschließen möchte – muss einen absolvierten Erste-Hilfe-Kurs nachweisen. Diese Kurse konzentrieren sich jedoch vorrangig auf körperliche Notfälle.
Das Modul „Erste Hilfe bei psychischen Störungen und Krisen“ soll Leiter*innen in herausfordernden Situationen Sicherheit geben. Auch wenn jede Situation und jede betroffene Person einzigartig ist, soll das Modul eine grundlegende Orientierungshilfe für das angemessene Reagieren in Notlagen bieten. Es dient somit als wertvolle Stütze, die den Leiter*innen helfen soll, in kritischen Momenten kompetent und umsichtig zu handeln.
Genau wie ein klassischer Erste-Hilfe-Kurs nicht darauf abzielt, aus den Teilnehmenden Mediziner*innen zu machen, ist es nicht das Ziel des Moduls, Leiter*innen der DPSG zu Psychotherapeut*innen fortzubilden. Sie sollen weder diagnostizieren noch therapieren. Stattdessen soll das Modul dazu befähigen, psychische Erste Hilfe zu leisten – als eine vorübergehende Unterstützung, bis fachkundige Hilfe vermittelt oder die akute Krisensituation bewältigt werden konnte.
Es ist uns wichtig, dass Leiter*innen lernen, ihre eigenen Grenzen bewusst zu reflektieren. Die Freiwilligkeit dieses Moduls ist daher von großer Bedeutung, da die Auseinandersetzung mit psychischen Störungen und Krisen die persönlichen Grenzen der Leiter*innen überschreiten kann. Wir möchten nicht, dass die Vollendung der Woodbadge Ausbildung das Überschreiten dieser Grenzen erfordert.
Wir glauben, dass wir in der DPSG mit der Entwicklung eines solchen Erste-Hilfe-Kurses gesellschaftliche Vorreiter*innen sein können. Auch können wir hier anderen Kinder- und Jugendverbänden ein Vorbild sein und perspektivisch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Menschen in unserer Gesellschaft haben
Unterstützer*innen
- Hannah Antkowiak
- Denja Charvin
- Moritz Oestreich
- Marc Eppel
- Anton-Pauli Dallmeier
- Philipp Xhonneux