Veranstaltung: | 93. Bundesversammlung 2025 - Anträge |
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Antragsteller*in: | Christof Utzmeir (Diözesanvorsitzender DV Augsburg) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 16.04.2025, 11:17 |
A14: Das Fediverse (z.B. Mastodon) als social media Alternative für die DPSG
Titel:
Die 93. Bundesversammlung möge beschließen:
Die DPSG-Bundesebene soll als social media Alternative auch das Fediverse
bespielen (z.B. Mastodon) und dafür einen eigenen leistungsstarken DSGVO/KDG-
konformen Server aufsetzen oder als software as a service anmieten. Dieser
Server soll allen Stämmen, Bezirken und Diözesanverbänden zur Verfügung stehen,
um dort ein Konto anzulegen, um ebenfalls Inhalte auf föderierte social media
Plattformen zu stellen.
Begründung der Antragsteller*innen:
Die social media Plattformen, die Kinder und Jugendliche nutzen gehören monopolbeherrschenden US-amerikanischen (Twitter, Meta (instagram, facebook, whatsapp) oder chinesischen (TikTok) Unternehmen. Das Geschäftsmodell der Unternehmen ist Profitmaximierung. In ihrer Grundstruktur und/oder -kultur sind sie aufmerksamkeitsheischend, demokratiegefährdend, umweltschädlich, datentrackend sowie gesundheitsgefährdend.
Mastodon als meistgenutzter und bekanntester Teil des „föderierten Universums“ (Fediverse) hat immer noch alle Vor- und Nachteile eines sozialen Netzwerkes und auch die Vor- und Nachteile eines föderierten Systems. Mastodon ist dafür aber eine quelloffene, nicht-trackende Software, ohne Werbung und ohne undurchsichtigen oder manipulierenden Algorithmus. Die Daten würden auf dem eigenen Server verleiben und in gewissen zeitlichen Abständen (z.B. halbjährlich) gelöscht werden. Dies dient dem Datenschutz sowie der Datensparsamkeit (Größe des Servers) und könnte dadurch auch weniger umweltbelastend sein (Server braucht mehr Strom, je mehr Daten er ständig und unmittelbar zur Verfügung stellen muss).
Die DPSG will die Kinder und Jugendlichen da abholen, wo sie stehen. Daher ist es wahrscheinlich unabdinglich, dass die DPSG die geläufigen social media Plattformen weiterhin mit Inhalten bespielt.
Gleichzeitig könnte die DPSG eine Alternative anbieten, die einen Großteil der Schattenseiten von geläufigen sozialen Netzwerken nicht hat. Die Inhalte von beispielsweise einer Mastodoninstanz sind auch ohne eigenes Konto einsehbar und auch plattformübergreifend innerhalb des Fediverse teilbar (kein Lock-in-Effekt).[1]
- Die Grundstruktur der etablierten Plattformen ist aber keineswegs demokratisch. Das müssen Unternehmen grundsätzlich auch nicht sein. Meta, Google und Twitter haben aber weltweit monopolartige Marktanteile. Wenige Menschen bestimmen zentral die Regeln auf den Plattformen. So hat der Meta-Konzern im Januar 2025 angekündigt die Zusammenarbeit mit externen Fakten-Checks einzustellen, Warnhinweise und sonstige Einschränkungen für nachgewiesen falsche Inhalte auf den Plattformen zurückzuschrauben und die Einschränkungen für Hassrede in bestimmten Punkten aufzuweichen. Die Ankündigung kam kurze Zeit, nachdem der Meta-Konzern (wie auch viele andere Unternehmen) 1 Million Dollar an Trumps Amtseinführungsfonds gespendet hatte.[2]
- Social Media Konzerne ignorieren oft auch geltendes Recht (z.B. EU-DSGVO) solange die Strafen nicht höher als der Gewinn sind.
- Eine Übersichtsstudie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, der Hertie School in Berlin und der University of Bristol „zeigen, wie sich digitale Medien auf politische Systeme im globalen Kontext unterschiedlich auswirken“. Was in etablierten Demokratien potenziell destabilisierend wirkt, kann für aufstrebende Demokratie förderlich sein und in autoritären Regimen die Opposition stärken. […] Die negativen Auswirkungen [sinkendes Vertrauen in Politik, demokratische Institutionen, in klassische Medien wie Zeitungen und Fernsehsender, wachsender Populismus und Polarisierung in der Bevölkerung] sind dagegen stärker in etablierten Demokratien wie in Europa und in den Vereinigten Staaten zu beobachten.“[3]
- „[P]opulistische oder radikale Inhalte bekommen in den sozialen Netzwerken insgesamt eine größere Reichweite. Das liegt nicht an den Algorithmen per se, extreme Inhalte generieren aber mehr Interaktionen, da sie beispielsweise mit der Wut oder mit den Ängsten von Menschen spielen. Der Algorithmus stuft anhand der hohen Anzahl der Interaktionen den Content für wichtig ein und teilt ihn mit noch mehr Menschen.“[4]
Außerdem stehen nicht-seriöse Inhalte immer auf der gleichen Ebene neben gut recherchierten, faktenbasierten Inhalten (Grundproblem sozialer Medien).
- Microtargeting: Das bedeutet ausgewählte Gruppen von Menschen werden gezielt angesprochen und die gewünschte (Werbe-)Botschaft genau auf sie und ihre Interessen abgestimmt.[5]
Während das bei Werbung eher ein Datenschutzproblem darstellt, stellt das bei politischem microtargeting zudem eine Herausforderung für die Demokratie dar. Das bedeutet nämlich, dass bestimmte politische Inhalte nur an bestimmte Menschengruppen gehen und somit nicht alle über dieselben Informationen verfügen können. Im Gegensatz zum analogen Wahlkampf (z.B. Wahlplakate) gibt es für microtargeting auch kaum gesetzliche Regulation. „In Summe könnte datenbasiertes Microtargeting gesellschaftliche Debatten fragmentieren sowie das Vertrauen in Politik und demokratische Institutionen weiter unterminieren.“[6]
Das Fediverse hingegen ist dezentral und föderiert. Es gibt keine Werbung und kein Tracking, was microtargeting überhaupt erst ermöglicht. Bei Mastodon zeigt die „persönliche Timeline […] ausschließlich Beiträge von Nutzern, denen man folgt, und zwar in umgekehrt chronologischer Reihenfolge. Die lokale Timeline wiederum präsentiert alle Posts von Nutzern der eigenen Mastodon-Instanz. Der Bereich "Entdecken" […] kommt einem Nachrichtenaggregator am nächsten. Dort präsentiert Mastodon Beiträge, Hashtags und Nachrichten, die aktuell auf der eigenen Instanz eine große Rolle spielen. Ansonsten kann man nach Nutzern, Schlagwörtern oder regulären Ausdrücken filtern sowie Hashtags abonnieren.“[7]
„So lange eine Industrie Geld mit dem Verlängern von Onlinezeiten verdient, wird es wahrscheinlich keine gesunden sozialen Medien geben“[8]
- Ein im September erschienener Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besagt, dass 11% der Jugendlichen (in diesem Fall 11 - 15-Jährige) Anzeichen eines problematischen Verhaltens im Hinblick auf die sozialen Medien zeigen, Schwierigkeiten, die Nutzung sozialer Medien zu kontrollieren und hatte mit negativen Folgen zu kämpfen hatte.[9]
- Der Aufbau und der Algorithmus der etablierten sozialen Medien zielen auf eine möglichst lange und stetig länger werdenden Nutzungsdauer ab mit einem sehr hohen Gewöhnungseffekt, der zu suchtähnlichen Symptomen führen kann.[10]
„Laut einer YouGov-Online-Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes hat die Nutzung von Social-Media-Plattformen Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung und das Körperbild von Jugendlichen. Befragt wurden rund 1.500 Personen im Alter von 14 bis 30 Jahren, die soziale Netzwerke nutzen. […] 40 Prozent verspüren den Druck, schöner, erfolgreicher und besser sein zu müssen.[11] Ein geringes Selbstwertgefühl korreliert mit diversen psychischen Krankheiten wie beispielsweise Depressionen, Essstörungen oder Angststörungen.[12]
Auch hier sollte das Fediverse weniger gefährdend sein, da sich, aufgrund der Werbefreiheit, Inhalte dort sehr viel schwieriger zu Geld machen lassen. Der Anreiz des ständigen Vergleichs und den dadurch gefühlten Mangel mit dem Konsum von entsprechenden Produkten auszugleichen ist um ein Vielfaches geringer.
Durch die Dezentralisierung der Instanzen des Fediverse und der geringeren Anzahl an Nutzenden und Inhalten, geht die Timeline oft auch nicht unendlich weiter. Das könnte auch die Nutzungszeit verringern.
Bei der Stiftung Datenschutz gibt es einen Leitfaden für den datenschutzfreundlichen Instanzbetrieb von Mastodon:
- Gewaltverherrlichende, diskriminierende, rassistische, fremdenfeindliche, sexistische, menschenverachtende oder verfassungsfeindliche Beiträge haben hier keinen Platz.
- Wenn du mit bestimmten Kanälen oder Personen nicht interagieren oder die Beiträge nicht sehen möchtest, stehen dir Hilfsmittel wie die Stummschaltungs- und Blockierfunktion zur Verfügung.
- Wir bedenken, dass Sarkasmus und Ironie in virtuellen Gesprächen schnell zu Missverständnissen führen.
- Wir veröffentlichen nur legale Inhalte sowie Bilder und Videos, die von den darauf zu sehenden Personen zur Veröffentlichung freigegeben wurden.
- Wir bedenken beim Veröffentlichen von Inhalten, dass sie öffentlich einsehbar sind und von anderen Personen gespeichert werden können.
- Wir behalten den Bezug zu einem Beitrag. Kommentare und Links, die keinen direkten Bezug zu den Inhalten oder der DPSG haben oder als Spam gemeldete Beiträge, können gelöscht werden. Dies gilt auch für die Wiederholung immer gleicher Kommentare, die offensichtlich unter falschem Namen gepostet oder im Auftrag Fremder gepostet werden.
- Wir behalten uns vor, Äußerungen und Beiträge, die gegen geltendes Recht verstoßen, zu löschen. Insbesondere Beleidigungen oder solche Inhalte, die Persönlichkeitsrechte, Rechte Dritter oder Urheberrechte verletzen sowie Spam und Werbung werden entfernt.
- Strafbare Inhalte, insbesondere volksverhetzende Äußerungen, die Leugnung des Holocaust oder sexuelle Darstellungen von Kindern werden zur Anzeige gebracht.
[12] Montag, C., Demetrovics, Z., Elhai, J. D., Grant, D., Koning, I., Rumpf, H.-J., M. Spada, M., Throuvala, M., & van den Eijnden, R. (2024). Problematic social media use in childhood and adolescence. Addictive Behaviors, 153, 107980. https://doi.org/10.1016/j.addbe-h.2024.10798
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Könnte vielleicht auch "Tool #7" in Antrag A15 sein?
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