Veranstaltung: | 93. Bundesversammlung 2025 - Anträge |
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Antragsteller*in: | Annka Meyer (Bundesvorsitzende), Alexander Berg (Bundesreferent Jungpfadfinderstufe), Eva Kopic (Bundeskuratin Roverstufe), Sina Böhle (Referent*in Kinder- und Jugendarbeit) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 16.04.2025, 12:44 |
A15: Positionierung - Mehr Mitbestimmung wagen
Titel:
Die 93. Bundesversammlung möge beschließen:
Die DPSG ist eine Werkstatt der Demokratie und ein Ort nonformaler Bildung.
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene entwickeln sich im Verband zu starken
und selbstbewussten Persönlichkeiten, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen
und Verantwortung dafür übernehmen (Ordnung des Verbandes, Seite 7).
In der DPSG ist die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen Kennzeichen
unserer pfadfinderischen Erziehung. Diese möchten wir stärken und zeigen, wie
Kinder und Jugendliche durch Mitbestimmung Selbstwirksamkeit erfahren und in
ihrer persönlichen Entwicklung gefördert werden.
Gelebte Mitbestimmung basiert auf der Überzeugung, dass Kinder und Jugendliche
die Expert*innen für ihr eigenes Leben sind und ein Recht darauf haben, in
Angelegenheiten, die sie betreffen, angehört und angemessen berücksichtigt zu
werden (Art. 12 UN-Kinderrechtskonvention).
In der DPSG verstehen wir uns als “Werkstatt der Demokratie”, in der Kinder und
Jugendliche im Verband mitbestimmen, dadurch lernen, Verantwortung für ihre
Entscheidungen zu übernehmen und so unsere Demokratie aktiv gestalten. Sie
erhalten dadurch die Chance, sich auch persönlich weiterzuentwickeln und ihr
Wohlbefinden zu steigern (Aladin El-Mafaalani et al. 2025).
Dies stärkt nicht nur die demokratische Kultur im Verband, sondern fördert auch
die gesellschaftliche Teilhabe der Mitglieder langfristig. Mitbestimmung soll
dabei nicht als zusätzliche Last verstanden werden, sondern als wertvolle und
bereichernde Möglichkeit zur aktiven Gestaltung und Teilhabe aller.
Auf Grundlage der Projektergebnisse zur Weiterentwicklung der Mitbestimmung im
Verband kommen wir zu dem Ergebnis, dass die aktuell gelebte und strukturell
mögliche Mitbestimmung durch Kinder und Jugendliche nicht ausreichend ist, um
diesem Anspruch gerecht zu werden.
Wir haben den Anspruch, dass gute und echte Mitbestimmung in unserem Verband
gelebt wird. Das setzt von uns allen eine offene Haltung, transparente
Entscheidungswege und die Bereitschaft voraus, junge Menschen in ihrer
Selbstorganisation zu begleiten und ihre Anliegen und Meinungen ernst zu nehmen.
Dazu müssen wir traditionelle Entscheidungswege hinterfragen, neue,
partizipative Methoden erproben und Entscheidungsprozesse transparenter
gestalten.
Die Verantwortung dafür, ob Kinder und Jugendliche in der DPSG Demokratie
erleben und mitbestimmen, liegt maßgeblich bei den Leiter*innen und den
ehrenamtlich Aktiven auf den unterschiedlichen Ebenen. Daher fordern wir all
diese auf, die Mitbestimmung in unserem Verband aktiv weiterzuentwickeln, indem
sie ...
... die Handlungsempfehlungen der Projektgruppe Mitbestimmung annehmen und nach
eigenen Möglichkeiten umsetzen.
... sich selbst und andere Leiter*innen befähigen, gute Mitbestimmung umzusetzen
und zu ermöglichen.
Wir rufen daher alle Mitglieder in Leitungsfunktionen auf, mehr Mitbestimmung
durch Kinder und Jugendliche zu wagen. Zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen
der Projektgruppe Mitbestimmung sollen durch die Stufen die inhaltlichen
Konzepte altersgerecht erarbeitet werden. Die Bundesleitung koordiniert die
Umsetzung. Die Diözesanverbände werden ihre Leiter*innen durch gezielte Aus- und
Weiterbildungsangebote bei der Ermöglichung von Mitbestimmung unterstützen.
Begründung der Antragsteller*innen:
Das Projekt zur Weiterentwicklung der Mitbestimmung in der DPSG hat aufgezeigt, dass die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen im verbandlichen Leben von unschätzbarem Wert ist– und das weit über die eigene Gruppe hinaus. Kinder und Jugendliche zeigen ein starkes Bedürfnis, an Entscheidungen, die sie unmittelbar betreffen, mitzubestimmen. Wie der Bericht der Projektgruppe zeigt, wurden die Mitglieder der Stufen dazu jeweils befragt. Mitbestimmung ist nicht nur als eine Methode der Beteiligung in von Erwachsenen vorgegebenen Prozessen zu sehen, sondern auch als eine Möglichkeit, Raum und Unterstützung für eigenständige Erfahrungen der Selbstwirksamkeit zu bieten.
Durch die Umsetzung der Handlungsempfehlungen der Projektgruppe Mitbestimmung erweitern sich diese Möglichkeiten. Die Forderungen führen dazu, unseren Verband im Bereich Mitbestimmung modern und zukunftsfähig aufzustellen.
Zusätzlich zu der Klärung zum weiteren Vorgehen zu den erarbeiteten Handlungsoptionen zur Weiterentwicklung der Mitbestimmung, soll der Antrag zudem noch einmal unsere verbandliche Position zum Thema Kinder- und Jugendmitbestimmung festigen und daran erinnern, dass Mitbestimmung zu einem der zentralen Punkte unserer Pädagogik zählt.