Anton-Pauli Dallmeier:
vermuten, dass das Substantiv weibliche und nicht-binäre Personen inkludieren könnte. Das
ist aber nicht so und wir können uns die dahinterstehende Grammatik zusammen anschauen.
Beim Genus handelt es sich um das grammatische Geschlecht eines Wortes. Das Genus lässt
sich meist nicht am Substantiv selbst erkennen, sondern nur an den Begleitern wie Artikeln,
Pronomen, Adjektiven usw. Das Substantiv „Pfadfinderschaft“ hat ein feminines Genus.
Trotzdem bezieht sich die Bedeutung des Begriffs „die Pfadfinderschaft“ auf Pfadfinder
(ausschließlich Jungen und Männer oder generisches Maskulinum) und somit ist zwar das
Genus feminin, die Bedeutung aber nicht geschlechtsneutral. Genau wie die Bedeutung von
„das Lehrerzimmer“ = ein Zimmer für Lehrer (ebenso ausschließlich Männer oder
generisches Maskulinum) sich weiterhin auf Männer bezieht, obwohl das Substantiv ein
neutrales Genus hat. Auch „die Vaterschaft“ ist trotz maskulinem Genus ein Wort, dass sich
ausschließlich auf Väter (Männer) bezieht.
Das liegt daran, dass „Pfadfinderschaft“ ein zusammengesetztes Substantiv ist, ein
Kompositum (Mehrzahl: Komposita). Komposita bestehen aus zwei Bestandteilen:
• Bestimmungswort (Determinans): erster Bestandteil
• Grundwort (Determinatum): zweiter Bestandteil
Das Grundwort sagt in der Regel, um welche Sache es sich handelt. Das Bestimmungswort
bestimmt diese Sache näher. In unserem Fall wird das Determinatum „
-schaft“ (abgeleitet
von Gemeinschaft) durch das Determinans „Pfadfinder“ beschrieben und dadurch genauer
bestimmt. Die Mitglieder der DPSG sind aber mindestens seit 1949 nicht ausschließlich
Jungen und Männer. Sie sind nicht mehr nur Pfadfinder. Sie sind auch Mädchen und Frauen
und inter und nicht-binäre Personen. Der Begriff Pfadfinder*innen bildet die Mitglieder
unseres Verbandes realitätsnäher ab.
Unterstützt wird die rein grammatikalische Erklärung, wenn wir die inhaltliche Bedeutung
und die geschichtliche Entstehung des Begriffs anschauen:
Die DPSG wurde 1929 als Zusammenschluss von Jungen und Männern gegründet. Daher
stammt der Begriff „Pfadfinderschaft“. Zwei Jahre später, 1931 wurde für Mädchen und
Frauen der Bund Katholischer Pfadfinderinnen gegründet, aus dem nach der NS-Verbotszeit
die „Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg“ entstanden ist. Der Begriff „Pfadfinderschaft“
ebenso wie der Begriff „Pfadfinderinnenschaft“ existieren beide. Ihr Zweck war es explizit das
Geschlecht der Mitglieder zu beschreiben. Die „Pfadfinderschaft“ ebenso wie die
„Pfadfinderinnenschaft“ sind bei ihrer ersten Verwendung nicht geschlechtsneutral gewesen,
und sind es heute auch nicht auf magische Weise geworden.
Das Kommentieren ist möglich: bis 12.05.2024, 13:30